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Geschichten vom Arrenberg - 23. Luglio 2021

Wolfgang Meyburg

Seit über 30 Jahren ist der Arrenberg Lebensmittelpunkt von Wolfgang Meyburg. Neben seinem Engagement für das Viertel baut er Stahlskulpturen und stellt sie in den Wind.

„Freie Radikale“ heißt die Stahlskulptur von Wolfgang Meyburg, die auf der Promenade in Travemünde so leicht wie natürlich mit dem Wind spielt. Das Sonnenlicht blitzt in dem polierten Stahl, reflektiert sich an vierkantigen Streben und tanzt eklektisch auf den 24 rotierenden Scheiben, die sich am Ende der detaillierten Konstruktion in einer wilden Choreografie drehen. Die Kraft des Windes haucht dem Kunstwerk nicht nur Leben ein, sondern schafft die Symbiose in der Überwindung der Gegensätze hin zu einer meditativen Leichtigkeit.

Die nötige akribische Planung bis zur perfekten Umsetzung solch einer Konstruktion ist für Wolfgang Meyburg dabei selbstverständlich und typisch für seinen Werdegang. Jahrzehntelang hat er engagiert in der Werbe- und Messebranche gearbeitet und war dabei in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgreich. Messestände, Raumkonzepte, Visualisierungen und Produktdesign gehörten dabei zum Kerngeschäft und zu den Stärken, die seine Firma Meyburg & Partner auch international agieren ließen. Aus der Firma hat sich Wolfgang Meyburg mittlerweile zurückgezogen und sie in vertrauensvolle Hände abgegeben. Das eingespielte Team der Firma harmoniert weiter mit Kooperations- und Geschäftspartnern, ganz im Sinne seiner Philosophie.

Er selbst genießt es endlich, die gewonnene Zeit für die Umsetzung von zahlreichen Ideen zu nutzen. Seinen Interessen sind auch hier keine Grenzen gesetzt, zumal sich viele Bereiche ergänzen und überschneiden. Fotografie, abstrakte Bilder und Collagen beschäftigen Meyburg neben seinen Skulpturen und inspirieren ihn zu ständig neuen Projekten. Seine Kreativität und Neugier stoßen dabei selten an Grenzen. Neues auszuprobieren und sich darauf einzulassen, tüfteln und Lösungen zu finden sind für Meyburg pure Motivation.

Sein Lebensmittelpunkt in der Simonsstraße ist dabei für ihn der perfekte Rückzugsort. Seit 1986 wohnt er hier in seinem Mehrfamilien-haus nicht nur mit seiner Lebensgefährtin, sondern auch mit guten Freunden unter einem Dach. Und schöner könnte es für Wolfgang Meyburg gar nicht sein, denn schließlich lebt er mit ganzem Herzen hier am Arrenberg. Eine Verbundenheit zum Viertel, die schon lange währt und sich seit mehr als vier Jahrzehnten verwurzelt hat.

Es war die Neugier auf die Wuppertaler Free-Jazz-Szene, die den damaligen Hildener an den Arrenberg geführt hat. So besuchte der junge Meyburg 1970 zum ersten Mal das Aktionszentrum „impuls“, war fasziniert von einer Welt aus Kunst und Gleichgesinnten, die gemeinsam etwas bewegen wollten. Die Nachkriegsgeneration sah sich hier in politischer Opposition und definierte den Kulturbegriff in Abgrenzung zum Spießbürgertum vollkommen neu. Der aufgeladene Ort mit seinen unterschiedlichen Szenen, Programmen, Aktionen und seiner musikalische Revolution hat Wolfgang Meyburg nicht nur fasziniert, sondern mit vielen Menschen zusammengebracht, die bis heute in seinem Leben genauso Heimat sind wie der Arrenberg selbst. Frei und radikal fing hier schon an.


Info:
www.meyburg-art.de
Freie Radikale


Text: Wolfgang Rosenbaum

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