Geschichten vom Arrenberg - 5. Juli 2021
Passion und Leidenschaft
Eine kurze Betrachtung der Malerin Annette Marks und ein Ausblick auf ihre Kunst im öffentlichen Raum
„Wunderschön und romantisch!“, antwortet Annette Marks mit einem leisen Ausrufezeichen und meint tatsächlich Wuppertal! Wo Gott und die Welt unsere Stadt als skurrile Böschung der A46 links und rechts verschwommen wahrnehmen, hat sich die geborene Bremerin 2000 niedergelassen und ist hier einfach glücklich.
Regelrecht angetan hat es ihr der Arrenberg, den sie quasi am Tiefpunkt der Entwicklung kennenlernen durfte, und die direkte Nähe zum Wald, zur Natur. Annette Marks scheint mit dieser Kraft tief verbunden und strahlt eine zeitlose Natürlichkeit aus, von der ihre großformatigen Arbeiten wesenhaft geprägt sind. Ihr Atelier ist klar, fast archaisch und auf das Grundlegende der Malerei reduziert: Leinwand, Pinsel, Farbe.
Nach einem Jahr an der Hochschule der Künste in ihrer Heimatstadt Bremen wechselte Annette Marks 1986 an die Kunstakademie Düsseldorf zu Jan Dibbets und Tony Cragg. Das Studium der Malerei und Bildhauerei beendete Marks 1996 als Meisterschülerin des Bildhauers Cragg, bis vor kurzem Rektor der Akademie.
Mit sich selbst und der Sache beschäftigt, lebt sie seitdem im tagtäglichen Zwiegespräch die freischaffende Kunst. Der Einfluss der Bildhauerei verleiht der Bildsprache ihrer Kompositionen Tiefe und Dreidimensionalität, die sie in geometrischen Strukturen, Schatten-, Flächen- und Farbkonzepten wieder aufhebt und damit eine flirrende Ruhe erzeugt. Der Mensch steht dabei im Mittelpunkt der dynamischen, tönenden Bilder, mehr ausgeschnitten als eingerahmt in Spannungen, Bewegungen und Gefühlen von ausgeprägter Symbolik. Die Alltäglichkeit der dargestellten Situationen und die Einfachheit der Protagonisten lösen sich in tragischer, fast heldenhafter Metaphorik auf zu modernen Mythen.
Verschiedene Lehrtätigkeiten an der Folkwangschule Essen und der Uni
Wuppertal sowie der Preis der Enno und Christa Springmann-Stiftung im
Jahre 2011 unterstreichen die kontinuierliche Entwicklung und machen
neugierig auf mehr. Das nächste Projekt befindet sich derzeit in der
Umsetzung.
Mit dem Auftrag von St. Laurentius, die Passion für Ostern 2014 in einem
Zyklus von 8 Bildern darzustellen, wird ihre Bildsprache in einen ganz
neuen Kontext gerückt. Bei intensiver Betrachtung ihrer Bilder scheint
die Auseinandersetzung mit dem Thema Glauben eine logische Vertiefung.
Im Rahmen des Kirchenprojektes werden Plakate von den einzelnen Werken
angefertigt und an öffentlichen Orten und Gebäuden in Wuppertal zu sehen
sein. Sie sollen Gläubige und Interessierte – in Anlehnung an den
Kreuzweg in Jerusalem – dazu einladen, in unserer Stadt den Leidensweg
Jesus Christus symbolisch zu beschreiten. Glaube und Kunst – ein ewig
aktuelles Thema.
Text: Wolfgang Rosenbaum