Lebendiges Quartier Arrenberg - 6. April 2020
Der Arrenberg in Zeiten von Corona
Während die Spielplätze leer, die Kneipen geschlossen sind und das Internet vom Homeoffice und Online-Gaming in die Knie gezwungen wird, könnte man meinen, jeder und jede hat sich in den eigenen vier Wänden zurückgezogen. Am Arrenberg geht das soziale Leben aber weiter, wenn auch ganz anders als sonst.
Nach Inkrafttreten des Kontaktverbots hat das Stadtteilbüro innerhalb von wenigen Stunden eine Telefonhotline für Hilfegesuche und Hilfsangebote eingerichtet. Von Montag bis Samstag ist die Hotline unter 0202/ 4957 5051 nun besetzt und vermittelt Hilfen (Mo-Fr 9-18, Sa 11-15). Die Infoflyer für das Angebot waren ruckzuck verteilt, weil sich zahlreiche Nachbarinnen und Nachbarn fanden, die gerne diese Arbeit übernehmen wollten.
Hygieneartikel für Praxen und Stoffmasken-Näherei
Ähnlich kurzfristig und spontan entstand auch die Sammelaktion von Hygieneartikeln und Schutzausrüstung für Arztpraxen in ganz Wuppertal. Nach einem digitalen Hilferuf einer Frauenärztin aus unserer Nachbarschaft, der sich sehr viral über WhatsApp verbreitete, entwickelte sich das Stadtteilzentrum zum Lager für Overalls, Schürzen, Desinfektionsmittel, Toilettenpapier, Küchenrollen, Einmalhandschuhe und Schutzmasken. Das Team im Stadtteilzentrum um Antje , Erik und Sven hatten viel zu tun, neben der Hotline auch noch das Material zu sortieren. So musste zum Beispiel Desinfektionsflüssigkeit aus großen Kanistern in Flaschen umgefüllt werden, die zum Glück im Keller lagerten. Recycling und Ressourcensparen geht auch in dieser Zeit! Rund 50 Arztpraxen ganz Wuppertal profitierten von den Spenden, die Privatpersonen und Firmen aus der Nachbarschaft zur Verfügung gestellt haben. Herzlichen Dank dafür!
Aber nicht nur Ärzte freuten sich über das Engagement der Arrenbergerinnen und Arrenberger. Mittlerweile konnten mehrere hundert Stoffmasken an Privatpersonen und Pflegeeinrichtungen verschenkt werden. Die Masken haben zahlreiche fleißige Hände auf eigene Kosten selbst genäht, das Material auch hier oft recycelt und Ressourcen geschont. Wer noch eine solche Maske haben will, kann sie im Stadtteilbüro abholen. Über eine Spende freuen wir uns.
Nachbarschaftsküche und Videokonferenzen
Nicht erst seit der Barbierstube und dem Foodsharing engagieren sich Nachbarinnen und Nachbarn für Wohnungslose und andere Bedürftige. So auch jetzt in Zeiten von Corona. In einer ersten Aktion haben Antje und Mario in der Nachbarschaftsküche Linsensuppen gekocht – mal süß-sauer, mal türkisch. Zusammen mit gespendetem Brot wurden die Suppen ans Tacheles am Loh geliefert, wo sie als warme Mahlzeiten ausgegeben wurden.
Dabei soll es nicht bleiben. Gemeinsam mit den Gastronomen im Viertel hat der Vorstand von Verein Aufbruch am Arrenberg überlegt, wie man ein Hilfsprojekt auf die Beine stellen kann. In einer Videokonferenz kamen alle zusammen. Nun warten wir, ob wir Fördermittel für die Projektidee bekommen, um täglich warme Mahlzeiten verteilen zu können.
Video ist überhaupt das Stichwort. Während die Jahreshauptversammlung und das Arrenberg-Forum abgesagt bzw. verschoben werden musste, kann der Vorstand mit Videokonferenzen seine Arbeit Aufrecht erhalten. Und für Kamera-Teams von SAT1 und von WDR Westpol war unser Stadtteil die richtige Kulisse für Corona-Reportagen. Damit nicht genug, auch Audioliebhaber bekommen (bald) etwas vom Arrenberg auf die Ohren im neuen Podcast tal#cast.
Olivenöl und Osterhasenmalen
Während das Foodsharing aus hygienischen Gründen und wegen fehlender Ware pausieren muss, läuft die Solidarische Landwirtschaft weiter. Jede Woche bekommen die Mitglieder frische Waren vom Hof Vorberg ins Stadtteilzentrum geliefert. Und pünktlich vor Ostern bringt der Hof zur Hellen auch die erste Rendite für die Hüheraktionäre an den Arrenberg: Bio-Eier aus dem mobilen Hühnerstall. Durchführen konnten wir auch die Olivenöl-Aktion gemeinsam mit Solidaritrade und Mazi e.V.. Fast 400 Liter Olivenöl von griechischen Kleinbauern konnten wir an mehr als 70 Bestellerinnen und Besteller weitergeben.
Etwas schwerfällig läuft der traditionelle Osterhasenmalwettbewerb. In den vergangenen Jahren konnten die Kinder über die Schulen und Kitas im Stadtteil angesprochen werden. Jetzt geht das nur digital und per Mund-zu-Mund-Propaganda.
Abgesagt und verschoben werden mussten alle Veranstaltungen bis Ende Apirl: der Pralinen-Kurs, der FummelRummel, die Barbierstube, diverse Konzerte und Kulturveranstaltungen, der Wupperputz und die Reinigungsaktion „Wir für´s Quartier“. Mal sehen, wie es im Mai weitergeht…